Doppeldemo am 30.03. !!!

Wie ihr vielleicht schon durch Aktionen, Lärm, Flugis, öffentliche Veranstaltungen, Voküs, usw. mitbekommen habt, gibt es hier in Berlin immer noch einige lebendige Häuser und Wagenplätze, die Berlin zu etwas anderem machen als andere Orte: vielfältiger, kämpferischer, politisch aktiver und um einiges antifaschistischer.
Wir sind verschiedene Projekte, die trotz der starken Veränderungen in den Kiezen durch Privatisierung und Kommerzialisierung weiterhin um ihr Existenzrecht kämpfen und versuchen, auf verschiedenste Art und Weise unkommerzielle, politische, D.I.Y.- (Do It Yourself, sprich: selbermachen!) Kultur zu schaffen und gesellschaftlichen Zwängen ein selbstorganisiertes Leben und Widerstand entgegen zusetzen.

Frauen-Lesben-Transgender Wagenplatz Schwarzer Kanal.
Der Wagenplatz Schwarzer Kanal ist akut räumungsbedroht. Die Räumungsaufforderung wurde vom OVG bestätigt, d.h. wir könnten ab dem 06.03. 07 geräumt werden. Der Zeitpunkt der Räumung ist jedoch unklar. In Verhandlungen mit Politikern fordern wir weiterhin, daß der Schwarze Kanal Michaelkirchstr. 20 bleibt oder auf ein angemessenes Ersatzgelände umziehen
kann. Wir zählen auf Eure Unterstützung. Kommt vorbei. Informiert Euch. Haltet Augen und Ohren auf. Seid kreativ! Achtet auf Ankündigungen!

Open Space & Adalbertstrasse.
Das Open Space, ein Kunst- und Kulturprojekt in der Adalbertstr. 32, geriet 2005 aufgrund eines Politgruppen-Treffens ins Visier von BKA und Wirtschaftsamt und mußte 2006 nach mehreren Gerichtsverhandlungen den Barbetrieb einstellen. Derzeit schaut es sich nach anderen Räumen um. Gleich nebenan wehren sich die BewohnerInnen der Adalbertstrasse 28 gerade gegen den neuen Hausbesitzer, der sie mit den üblichen Schikanen hinausekeln und kündigen will. In der Adalbertstrasse 6 schloß im letzten Jahr aufgrund des Drucks des neuen Hausbesitzers auch der A6-Laden, der für viele Gruppen und Initiativen Raum für Treffen und Veranstaltungen bot.

Waldekiez
Das Gebiet um die Waldemarstraße in SO36 war lange Sanierungsgebiet. Jetzt wurden und werden die Häuser von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften verkauft, mit dem Risiko steigender Mieten, die sich die BewohnerInnen mit zumeist niedrigem Einkommen oft nicht leisten können. Die Betroffenengemeinschaft Waldekiez hatte hier ein Stifungsmodell zum
gemeinsamen Kauf der Häuser entwickelt, was jedoch vom Senat abgelehnt wurde. Die vom Senat favorisierte Genossenschaftslösung geht nun gerade den Bach runter, die Interessen der MieterInnen stehen hintenan.

New Yorck im Bethanien.

5 Tage nach der Räumung der Yorckstraße 59 wurde der leer stehende Südflügel des Bethanien besetzt. Seitdem hat sich dort ein lebendiges Projekt entwickelt, mit Büros für Gruppen und Initiativen, Theater- und Veranstaltungsräumen. Mit einem BürgerInnenbegehren hat die
‚Initiative Zukunft Bethanien‘ die Privatisierung des Bethanien zunächst abgewendet und die Entwicklung des Gesamthauses zu einem kulturellen, künstlerischen, politischen und sozialem Zentrum durchgesetzt, derzeit wird an der Umsetzung von alldem gearbeitet.

Yorck59 Das Hausprojekt bestand von 1988 bis 2005, mit mehr als 60 BewohnerInnen, mit Projekt- und Veranstaltungsetagen. Nach einem Verkauf wurde der drohenden Räumung und den Schikanen des Hausverwalter Boris Gregor Marweld mit einem breiten, solidarischen Widerstand entgegengetreten. Im Juni 2005 ließ der Hauseigentümer Marc Walter das Haus räumen, nachdem er eine 100%ige Mieterhöhung nicht durchsetzen konnte. 1,5 Jahre nach der gewaltsamen Räumung versucht die Staatsanwaltschaft, ca. 150 UnterstützerInnen zu kriminalisieren. Zur Zeit laufen die Prozesse gegen AktivistInnen, die sich rund um die Räumung beteiligt haben. Kommt zu den Prozessen!


„Rigaer fights back“
In Friedrichshain haben wir eine Kampagne ins Leben gerufen, um uns gegen die sogenannte kapitalistische Stadtumstrukturierung (`Gentrification`) zusammen zu wehren.
„Niemals aufgeben – niemals kapitulieren! Rigaer fights back“ ist unser Motto. Wir sind allerdings nicht nur auf F´hain beschränkt, denn gerade sind die meisten autonomen Freiräume von den gleichen Problemen betroffen: Räumungen, Luxusmodernisierungen und Verkauf.
Sei es die Räumung der Yorck59, die Bedrohung des Wagenplatzes Schwarzer Kanal, der drohende Verkauf der Liebig 34 und anderer Projekte oder die Tatsache, dass Bullen unsere beliebteste „Illegale disko“ auf der Köpenickerstraße „besuchen“; all das ist ein Teil dieses Prozesses.

Als kapitalistische Stadtumstrukturierung (oder ‚Gentrification‘) bezeichnen wir den Prozess, wodurch ein Kiez unbezahlbar gemacht wird: Egal ob in Hausprojekten oder „normalen“ Wohnungen - zuerst kommt die Privatisierung, die dann Verdrängung nach sich zieht. Durch
„Modernisierung“ von Mietraum werden Leute aus ihren Häusern geschmissen, weil die Mieten danach einfach zu teuer sind. Als Folge steht nicht selten die Zwangsräumung, besonders seit Inkrafttreten der neuen „Richtlinien zu den Kosten der Unterkunft“ nach Hartz IV.
Teure Kneipen & Restaurants „besetzen“ den Gastronomie-Bereich, die Nutzung sozialer Räume (Bars/Kneipen/Cafes etc.) wird abhängig vom Konsum und dementsprechend vom Umfang des Geldbeutels. Gleichzeitig tragen diese gastrokommerziellen Räume zur Steigerung des Mietspiegels bei. Langsam interessieren sich dann auch große Konzerne (wie Universal an der Spree), und „les jeux sont fait“: Die ugly gentrification macht sich breit! Von diesem Prozess sind viele betroffen, nicht nur die NutzerInnen von linken Wagenplätzen, Kneipen oder Hausprojekten: Kiez-BewohnerInnen, Leute, die einfach nicht so viel Geld haben, Hartz IV- EmpfängerInnen, Leute, die versuchen anders zu leben, Obdachlose, MigrantInnen usw. Wer nicht zahlt und wer nicht passt wird aus dem Kiez verdrängt.

Ein Beispiel ist das Projekt Mediaspree: Das ganze Gebiet um F´hain und Kreuzberg soll als Hauptziel für große Investoren genutzt werden, um deren Interessen zu verwirklichen. So z.B. die O2-Arena, die gleich neben der ebenfalls neuen Metro-filiale gebaut wird. Wir wollen zeigen, dass wir immer noch wütend sind über diese Entwicklung - die ugly Stadtumstrukturierung -
und deren direkte Auswirkungen auf unser Leben. Deshalb: Zwei Demos mit einem Ziel:

MediaSpree und die ugly Stadtumstrukturierung versenken!

30.03. – das ist der Auftakt des langen Wochenendes in der Rigaerstraße, darum wird es von dort aus eine Fuß-Demo durch F’hain geben.

30.03. – ist auch ein Gerichtsprozess wegen der Räumung des ehemaligen Kreuzberger Hausprojekts Yorck59 (Juni 2005), darum startet vor dem ehemaligen Projekt eine Fahrrad-Demo durch Kreuzberg/Mitte(Rand).

Beide Demos werden auf ihrer Route bedrohte autonome Projekte sowie symbolische Orte der ugly Stadtumstrukturierung besuchen und sich dann auf der Oberbaumbrücke treffen, um MediaSpree gemeinsam einen Besuch abzustatten.

Treffpunkte:
X-Berg: 15:30 Yorckstr. 59 mit Fahrrädern
F'hain: 16:00 Rigaer Ecke Liebig (zu Fuss)